Du würdest dich wundern, was ich alles in SW gelesen habe, das heißt aber nicht, dass mir deshalb alles gefällt/gefallen muss. Ich halte Zahns Bücher für durchaus OK, verglichen mit vielen anderen, wie Werken von Hambley, Anderson und McIntyre. Dennoch sind sie deshalb kein Nonplusultra der Literaturgeschichte. Sie haben ihre Fans, bedenke dabei aber auch einfach mal, wann sie erschienen. Das waren die ersten wirklich ernsthafen Werke des EU zum Beginn der 90er. In den 80ern bestand SW aus den Filmen, einer handvoll Romane und sehr vielen eigenwilligen Marvel Comics, sowie einer kleinen RS Linie (damals noch unter Westendgames bekannt). Zahn hatte es also nicht wirklich schwer. Er musste sich nicht so sehr an andere halten, bzw. da er auf weitem Feld recht allein da stand, mussten die nachfolgenden Autoren sich eher an dem orientieren, was seine Story so vorgab (um der Kontinuität willen).
Warum mir seine Bücher nicht gefallen? Nun sie sind zu lang, zu langweilig und mit zu vielen unnützen Subplots verkompliziert, die insgesamt gesehen die Story auch nicht voran bringen. Er ergießt sich auch viel zu sehr in ausgedehnten Beschreibungen, dabei ist weniger gerade bei Büchern mehr. Wenn ich seitenlang ein Set für eine ohnehin nur kurze Nebenhandlung ausstaffiere, langweilt es einfach, der Leser besitzt Fantasie genug, um sich vieles auch einfach selber vorzustellen. Ein anderes Problem ist seine relativ simple Kopie der Filme, viele Szenen wirken im Geiste betrachtet als starke Anleihen an der OT, sicher ganz nett, ist ja auch SW, aber irgendwie auch wieder unrealistisch, dass Dinge mehrfach ähnlich passieren. Die Charaktere sind teilweise zu oberflächlich, stereotyp und ohne wirkliche Motivation. Thrawn und Pellaeon hätte man auch als einen einzelnen Charakter einbauen können, da P. im Grunde nur der Aufhänger für Thrawn ist immer wieder seine "genialen" Ergüsse für den Leser zu erläutern. Von einem langjährigen Captain im Imperium dürfte man indes durchaus mehr als nur Statist und Adjutantendasein erwarten. Thrawn an sich ist eh ein Fall der ein ? hinterlässt, das Supergenie schlechthin, wo war der im Imperium, wenn er sooooooo supertoll ist und warum kommt er wie aus dem Zylinder gezaubert hervor (bedenke, die Thrawn Trilogie stand zunächst allein, ohne irgendwelche Erklärungen wie das Spiel TF und andere Andeutungen/Erklärungen in späteren Romanen durch andere Autoren da). Die Xenophobie, welche für seine Unbedeutsamkeit im Imperium herhalten musste, wirkt auf mich auch immer sehr konstruiert, da eigentlich ja die Filme sowas nicht hergeben und mit der PT nun erst recht nicht.
Han fehlt es am Charme und Witz, Leia bleibt zu kühl und Luke steckt irgenwo zwischen ANH und TESB fest, scheint völlig seine Entwicklung aus RotJ vergessen/abgelegt zu haben und tapst als Bauernlümmel halb nichts wissend und unerfahren von einem Drama zum Nächsten. Man erinnere sich, er war jetzt ein erfahrener Commander, Jedi Ritter und sollte weitergeben, was er gelernt. Bloß die Trilogie handelt mehrere Jahre nach Endor, was hat er da gemacht? Däumchen gedreht? Die NR hat sich wie aus dem Nichts etabliert (da fehlte damals auch die Erklärung) und Luke hat die Anweisungen seiner Meister und seine Ausbildung vergessen. Stattdessen schleicht er so rum, sucht sich den erst besten Lehrer, bei dem von vornherein irgendwie schon klar war, an dem ist was nicht Koscher (und das, obwohl er in RotJ so selbstständig und Erwachsen daher kam und es schaffte dem absoluten Sith und dessen Schüler zu widerstehen). Insofern war es Andersons Verdienst, dass er konsequent eine Story schrieb, die Luke genau das machen ließ, was er eigentlich schon am Ende von RotJ hätte tun sollen und auch ihn selbstständig agieren ließ. Zahn hat hier die Charaktere überhaupt nicht entwickelt, sondern im Grunde einen Zeitsprung machen lassen und sie auf einer Stufe stehen lassen, die sie aber bereits in den Filmen abgeschlossen hatten, bzw. über die sie hinaus waren.
Mara die rechte Hand, hm, toll, komisch, dass man nie was von ihr gehört hat, gut sie war geheim, aber irgendwie dürfte so ein Superding im Film nicht fehlen. Bei ihr ist irgendwie das gleiche Problem wie bei Thrawn. Im Grunde stiehlt sie Vader die Show, da sie eigentlich genau das ist, was er war, nur eben noch vertrauter.
Unrealistisch, aber das ist nicht nur bei Zahn so, sind vor allem auch Größenverhältnisse und verwendete Statistiken, bzw. die verkannten Möglichkeiten von SW. Seine Aussage der TS hätte die Wirtschaft des Imperiums fast ruiniert ist völliger Blödsinn. Das Imperium gebot über mehr als 2 Mio bewohnte Welten, darunter welche mit Bevölkerungen von einigen Hundert Milliarden, einer fast vollständigen Automatisierung der Industrie und allein die Raumstationen im Orbit von Coruscant waren zusammengenommen größer, teurer und zahlreicher als ein TS. Von den 25.000 ISZs, mehreren Dutzend SSZs, Abermillionen TIEs, Hunderttausenden Fregatten und Korvetten nicht mal gesprochen. All das hat die Neue Republik beispielsweise dann auch unter ihrer Kontrolle, insofern 200 völlig veraltete Dreadnoughts (die dummerweise sich nun beißen mit der Politik der AR aus der PT, weshalb man da wieder Korrekturen braucht) weder für die Imperial Remnants, noch die NR eine kriegsentscheidende Bedrohung darstellen dürften, dieser Plot wirkte sehr konstruiert. Auch die Klonarmee ist im Nachhinein lächerlich überstrapaziert, da eine Generalmusterung auf Coruscant und den Kernwelten mit mehrere Dutzend Billionen Einwohnern der NR weitaus mehr Soldaten gebracht hätte, als Thrawn binnen Jahrzehnte mit den wenigen Klontanks hätte züchten können. Da mangelte es dem Autor offensichtlich etwas an der Fantasie, bzw. seine eigenen Beschreibungen der Zustände und der bekannten Fakten der Fiktion konnte er wohl nie so recht analysieren. Andere machten die selben Fehler, teilweise noch deutlicher, aber da er mit zu den ersten gehört, hat er es versäumt da mal gründlicher zu sein. Die Nachfolger mussten sich schließlich an dem orientieren, was vor ihnen war und wenn sie da nun alles anders machen, wäre das auch befremdlich.
Was mir an Zahn, aber das ist eher eine persönliche Marotte von ihm, nicht gefällt, ist seine Art SW auch zu sehr als sein persönliches Spielfeld zu betrachten und angepieselt rumzunörgeln, wenn andere Autoren auch etwas schreiben und Dinge von seinen Werken übernehmen, bzw. weiterentwickeln. Er hat nun mal einen wichtigen Plot geschrieben, auf dem andere unweigerlich aufbauen müssen und mit dessen Ergebnissen (dazu gehören auch eingeführte Charaktere) sie der Kontinuität wegen fortführen mussten. Mir geht seine Nörgelei an der NJO und dem Umgang mit "seinen Chars" etwas gegen den Strich, an der man merkt, dass er zu wirklicher Kooperation nicht interessiert ist. Er war selbst Schuld daran, dass andere weiter gingen, wenn er nicht rechtzeitig seine offen gelassenen Fragen mit eigenen Werken klärte. Bereits in der ersten Trilogie von ihm wird die ungemeine Bedrohung hinterm Horizon angedeutet. Als er dann das weiterspinnt, war das EU schon längst voran gekommen und seine Charaktere notwendigerweise auch mitgezogen und entwickelt worden. Wenn er nicht aus dem Knick kommt und obendrein nicht begreift, dass SW nicht nur sein Spielfeld ist, ist das doch nicht das Problem von LFL.
Wir sind wohl beide der Meinung, dass Lucas kein allzu begabter Autor ist, und da meine ich, dass er von der Lektüre eines Zahn einiges hätte lernen können: Wie man zum Beispiel eine höchst komplexe Geschichte mit mehreren Subplots dramaturgisch sinnvoll erzählen kann, ohne auf unglaubwürdige und erzwungene Logik zurück zu greifen. Aber auch, wie man ordentliche Nebenfiguren einführt, ohne sie zu Karikaturen oder Comicfiguren zu machen. Natürlich hat ein Roman mit mehreren hundert Seiten einfach mehr Raum dafür, aber das Medium Film bietet dafür wieder andere Möglichkeiten, als billige Klischees und Stereotypen, die man in der neuen Trilogie zuhauf gesehen hat!
GL ist gar kein Autor im eigentlichen Sinne, darum überließ er es in allen Werken wirklichen Autoren die Romanfassungen zu schreiben. Du verwechselst hier die Tätigkeit eines Buchautors mit der eines Drehbuchautors, das sind zwei Paar Schuhe. Ich bezweifle ernsthaft, dass Zahn in der Lage wäre überhaupt ein funktionierendes Drehbuch zu schreiben, nicht umsonst gibt es dafür speziell ausgebildete Leute. Wenn ich Zahns Mammutarbeiten ansehe, sind sie, wie du schon feststelltest, filmisch ungeeignet. Sie sind dafür zu kompliziert und umfangreich, vieles zu langsam entwickelt und ohne wirkliche Dynamik. Aber genau in der Kürze liegt bei Filmen die Würze, schnell und präzise auf den Punkt kommen, rasche Schnitte und mit wenigen Dialogen und in kurzen Sätzen alles exakt zu erklären, Umschnitte und Szenenwechsel in rascher Folge. So etwas habe ich bei Zahn noch nie gesehen (da halte ich eher Anderson geeigneter, der zumindest durch das Medium Comic gewisse Erfahrungen mit solch knappen Mitteln hat).
GL ist aber ebenso wie Zahn ein guter Geschichtenerfinder und -erzähler, denn das hat er ja wohl mit SW und seinen anderen Ideen schon zweifelsfrei unter Beweis gestellt. Es happert bei ihm eben nur daran diese Ideen auch in ein wirklich schönes Drehbuch umzusetzen.
Wie ich bereits sagte, besteht aber das größte Problem für mich in dieser extremen Hinwendung zur Vergangenheit
Das Argument hat aber nun mal rein gar nichts mit den Filmen von GL zu tun. Es war von vornherein klar, dass eine neue Trilogie die Vorgeschichte erzählen würde, was meinst eigentlich warum die ersten drei Teile Episode 4 bis 6 im Titel trugen und GL bereits in den 80ern betonte, er will noch erzählen, wie es zum Imperium kam und eben dieses Tabu für Autoren eingeführt wurde, ja nicht in jener Ära rumzurühren? Außerdem wäre es nachdem bereits das Post Endor EU mit Fortsetzungen zugepflastert war ohnehin sinnlos da noch einen epischen Handlungsbogen für Filme dazuwischen zu quetschen. GL hätte dann erst recht noch weniger auf das EU Acht geben können und ich möchte den Aufschrei hören, der dann erst losgebrochen wäre. Zumal die Schauspieler eh zu alt waren und einige, wie Hamill und Fisher, wohl kaum bereit gewesen wären, noch mal mit zu machen. Selbst bei Ford wage ich es zu bezweifeln. Abgesehen davon war mit dem Ende von E6 genau das erzählt, was SW als Film ausmachte. Interessant ist da nur noch zu wissen, wie es dazu kam.
, insbesondere wenn ein Franchise durch regelmäßige Misserfolge auffällt
Was hat das jetzt mit SW zu tun? SW war schon vor 1999 erfolgreich, GL wurde Milliardär durch das Franchise, nenne ich nicht gerade Misserfolg. Also als Grund für die Hinwendung zum Prequel zieht das ja nun bei ihm gar nicht, zumal es bereits nach E6 klar war, wenn er was neues dreht, dann die Vorgeschichte und damals war SW auf alle Fälle kein Flop.

Das mag vielleicht eine Zeit lang funktionieren, aber irgendwann kann man sich nicht mehr in die Vergangenheit flüchten. Was ich möchte, sind endlich konsequente Fortsetzungen -keine Ausflüchte mehr! Das scheint derzeit in Hollywood die reinste Krankheit zu sein. So wie Star Trek sich vom "Duo Infernale" Brennan Braga und Rick Berman trennen muss, so sollte auch die Zukunft von Star Wars (für eine etweige neue Trilogie) in die Hände einer neuen Generation von Drehbuchautoren gelegt werden. Nur dann, weht endlich ein frischer Wind!
Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass dies funktioniert und hoffe inständig, dass GL auf gar keinen Fall den Fehler begeht noch eine Nachgeschichte zu erzählen. SW als Kinofilm ist die Saga der Skywalkers, der Hybris des Imperators, des Aufstiegs eines faschistoiden Imperiums und seines Falls. Das endet mit E6, alles weitere überlässt man dann lieber dem Medium Buch/Comic/Spiel. Was soll denn bitte da noch erzählt werden? Das Imperium ist weg, Vader tot, der Imperator hinüber. Die Helden und Charaktere welche SW als Film ausmachen stehen damit nicht mehr zur Verfügung (Carrie, Mark, Harrison und Co. werden auch nicht jünger und eine Geschichte mit Ü60 rettet die Galaxis vor dem ja was eigentlich? ,wäre etwas seltsam). Es wurde erzählt was erzählt werden sollte, alles weitere wäre nur um des Franchise wegen ein neuer Aufguss und genau das will doch keiner, oder? Man würde das noch viel mehr mit den bestehenden Filmen vergleichen und insofern müsste es sich da stark anlehnen, heißt also wieder nen Imperium hervorzaubern, wieder nen bösen Vaderverschnitt, die selben Orte natürlich, Sternzerstörer sollten auch da sein, und nicht vergessen, eine unterlegene Armee des Lichts kämpft heroisch mit leicht überforderten, aber sehr glücksgesegneten Helden, gegen irgendwas unglaublich bedrohliches, was ihre ganze Existenz in Frage stellt (bloß TS hatten wir schon zweimal, sind aller guten Dinge hier dann wirklich drei?