Challenger schrieb: Ehrlich gesagt, selbst wenn ein neues Wing Commander proguziert werden würde, wäre es doch entweder a) eine höchstens "nette" Remake-geschichte des ersten oder vllt. dritten Teils, die künstlich auf cool getrimmt wurde, um das "junge Publikum" anzusprechen oder b) eine Fortsetzung, die aller alten Tugenden entbehrt.
Richtig, da stimme ich dir zu und gehe sogar noch etwas weiter: Beim Thema "Wing Commander" und "neuer Teil" verfallen wir (fast) alle doch sofort unseren romantischen Vorstellungen. Was wohl die meisten von uns wollen, ist die Fortsetzung eines offenen Plots, mit dem uns Prophecy anno ´99 zurückgelassen hat. Hier geht es nicht nur um die Nephilim, sondern vor allem um das Schicksal von Blair, Maniac, Casey und die Konföderation. Ich halte es inzwischen einfach für einen regelrechten Irrglauben, dass ein heutiger Wing Commander-Titel eine Story fortführem würde, die seit über zwölf Jahren in der Luft hängt. Bis auf wenige Ausnahmen funktioniert die Branche so nicht (mehr).
Es geht heute um den Gewinn neuer bzw. vorhandener, junger Käuferschichten, die es mit einem groß budgetierten Titel anzusprechen gilt. Das Argument der brachliegenden Fangemeinschaft ist einfach nicht so mächtig, wie wir es gerne hätten. Wer glaubt denn noch ernsthaft daran, EA würde mit einer Produktion um die Gunst der klassischen WC-Fans, die heutzutage um die 30 sein dürften, buhlen? Wer glaubt denn bitteschön wirklich, EA würde seiner heute angepeilten Käuferschicht den Einstieg in eine Spieleserie zumuten, die, zum vollen Verständnis, die Kenntnis von fünf (!) uralten Vorgängern voraussetzt? Wing Commander ist Kult geworden, und als solcher hat es sich nach all den Jahren leider totgelaufen.
Was wir, die klassischen Fans, wollen, ist doch letztendlich eine richtige, würdige Fortsetzung von Prophecy.
Genau die werden wir aber nicht bekommen - ganz egal, ob nun Roberts das Spiel designt oder nicht. Was wir höchstwahrscheinlich bekommen würden, wäre vielmehr ein zwanghaft auf jugendlich getrimmter "Reboot", wie es bereits an Star Trek verbrochen wurde. Die alten Fans würden vergrällt, die ursprüngliche Geschichte wäre nur noch ein PR-Aufhänger und wir alle hätten ein herrliches multiplattform-angepasstes "Need of Gears of Wing Commander-Battlefield-Wars" mit all dem seelenlosen Online-Quatsch, der bereits mit Arena angetestet wurde, plus DLC-tauglichen Waffen- und Panzerungs-Upgrades, damit auch dem letzten Privateer-Fan die Kotze hochkommt...
Solch ein Spiel wäre nur noch die Grabesrede auf Wing Commander, und daran könnte ein Chris Roberts nicht das Geringste ändern. Die Verfügungsgewalt über seine ehemalige Schöpfung hätte er unter der Obhut von EA nicht mehr. Die 90er sind schlicht vorbei.
Eine klassische WC-Fortsetzung bekommen wir nicht - die Zeiten haben sich einfach geändert - da hilft kein Festhalten an feuchten Träumen mehr.
Die damaligen Schauspieler in allen Ehren, aber die könnten ihre Rollen inzwischen auch nicht mehr spielen, ohne unglaubwürdig zu wirken. Das wäre allerdings auch garnicht mehr notwendig, denn die Charaktere ließen sich mit der heutigen Hardware problemlos rendern, und sie würden vermutlich prima aussehen. Daran würde ich persönlich auch kein klassisches WC mehr festmachen - die Figuren sind dank heutiger Technik praktisch unsterblich. Warum sich noch an die alten Darsteller klammern? Die Zeiten der Schauspieler vor Greenbox oder Kulissen in Computerspielen sind doch ebenfalls längst vorbei und zwar endgültig. Und jetzt bitte nicht mit NFS: Most Wanted kommen...
Ich weiß, für manche bin ich jetzt wohl endgültig der Miesmacher und die Unke schlechthin. Eines bin ich aber gewiss nicht: Ich bin kein Spielverderber, denn das würden definitiv andere bei EA werden. Ich will ja noch nicht einmal auf EA einprügeln, doch sie präsentieren nunmal beispielhaft den Trend der heutigen Zeit, und genau sie wären es, die einen neuen Wing Commander entwickeln würden.
Meines Erachtens wird es so langsam Zeit, aus der WC-Romantik aufzuwachen und der kalten Realität ins Auge zu sehen. Mussten die damaligen Romantiker ab Mitte des 19. Jahrhunderts schließlich auch...

Für die engagierten Fans, die im guten alten Geist etwas eigenes auf die Beine stellen, gilt dies natürlich nicht.
Den abschließenden Satz überlasse ich jetzt Tolwyn, Keldor oder Lars...