Mir ist gerade aufgefallen, dass ich noch gar nichts Abschließendes zu "Alien: Isolation" geschrieben habe. Das möchte ich hiermit nachholen, auch wenn schon wieder ein wenig Zeit ins Land gegangen ist. Um mich noch mal ein wenig einzustimmen, habe ich die letzten Abschnitte noch einmal durchgespielt.
Keine Frage, A:I ist das erste Spiel seit sehr langer Zeit, dass seiner mächtigen Lizenz gerecht wird. Die Mischung aus Schleichen, Schießen und Tricksen hat mich jedenfalls überzeugt. Atmosphäre, Leveldesign, Grafik und Artdesign sind eine wahre Liebeserklärung an Ridley Scotts ersten Film der großen Reihe. Lange hat man sich nicht mehr so wohlig gegruselt, lange saß einem die Angst nicht mehr so im Nacken wie hier! Creative Assembly hat es tatsächlich geschafft, ein Spiel abzuliefern, dass seinen hochgesteckten Zielen größtenteils gerecht wurde, und mehr: Dieses Spiel fügt sich problenlos in den Kanon der originalen Alien-Reihe ein, ohne irgendwem auf die Füße zu treten oder mit Filmereignissen schlampig umzugehen. Knallharte Fans von Camerons "Aliens" und seinen Marines werden vielleicht nicht ganz auf ihre Kosten kommen, aber machen wir uns nichts vor - diese Fans genossen jahrelang ihre Bauchpinselung in Forum von mehreren Ballertiteln, auch wenn diese qualitativ nicht immer gelungen waren. Ich war froh, in A:I keine Pulse Rifle oder ähnliche Knarren zu sehen, sodass der Xenomorph endlich wieder zu seinem Recht kam, nämlich eine unüberwindliche Naturgewalt zu sein und kein dutzendfaches Kanonenfutter!
Diese Unverwundbarkeit des titelstiftenden Aliens erkauft sich das Spiel zwar mit ein paar unrealistischen Details (man kann es mit keiner Waffe töten oder verletzen), doch diese brutale Konsequenz war wohl einfach nötig, um dem fremden Wesen etwas von seiner Schrecklichkeit wiederzugeben, die es schon beinahe verloren hatte. Mir hat das gefallen, allerdings war es freilich auch immer eine Genre-Frage. Das mag durchaus Geschmacksache sein ...
Das Spiel ist im Vergleich zu ähnlichen Titeln ziemlich lang. Wer es in 20 Stunden durchzockt, war m.E. immer noch viel zu schnell unterwegs und hat vieles nicht gesehen, gesammelt oder erkundet. A:I bietet viele Phasen der recht gefahrlosen Erkundung, die man nutzen sollte, um mehr über die Welt zu erfahren, in der man sich befindet. Das muss beileibe nicht bedeuten, dass man allen Achievements nachjagt, von denen es freilich einige gibt. Ich habe mehr als 50 Stunden Spielzeit mit A:I verbracht, ohne dass mir langweilig geworden wäre. Allerdings schaue ich mir gerne mal ein paar Levels genauer an, um interessante Details zu finden. Wie sich das auf den Wiederspielwert auswirkt, werde ich sehen. Im Moment würde ich es nicht noch einmal von vorne anfangen wollen, höchstens einzelne Levels, aber das wird sich mit der Zeit ändern. Dennoch ist die lange Spielzeit nicht nur Gold, das glänzt. Das ständig gleiche Spielprinzip wird sehr wohl arg strapaziert. Zwar bekommt man im Laufe der Zeit immer bessere Möglichkeiten, sich in der Spielwelt zurechtzufinden, doch Missionen und Aktionen bleiben weitestgehend gleich: Man bleibt eigentlich ständig auf der Flucht bzw. in einer defensiven Position. Das Sammeln von Informationen sowie die Flucht vor dem Xenomorphen sind immer das tragende Spielschema. Die Position der Spielfigur Amanda ist immer eine der Schwäche. Streng genommen liest sich die Liste der einzelnen Missionsziele des Spiels wie eine Geschichte der Niederlage, - hier gibt es wenig zu gewinnen, außer dem Schutz des eigenen Lebens. Momente der Belohnung, der großen Genugtuung oder des Siegesgefühls gibt es in A:I praktisch nicht. Damit muss man hier wirklich leben und auskommen. Ein klein wenig eintönig werden die Spielaktionen am Ende durchaus: Man öffnet Schlösser, sammelt Gegenstände, bastelt, aktiviert Systeme bzw. Computer oder sammelt Items und Passwörter - oft auf Anweisung per Funk. Etwas mehr Abwechslung in Punkto spielmechanischer Aktionen hätte dem Spiel vielleicht gutgetan. Da ich aber im Moment selbst nicht weiß, wie man das bewerkstelligen sollte, muss ich diesen Kritikpunkt etwas relativieren. Dennoch hätte ich mir am Ende ein klein bisschen mehr gewünscht ...
Mit dem Finale des Spiels hält sich Creative Assembly alle Möglichkeiten offen - frech und clever zugleich! Hier könnte es in unzählige Richtungen weitergehen, und man darf gespannt sein. Ob es jedoch zu einer Fortsetzung kommt, ist momentan eher fraglich. Man hat zwar über eine Million Kopien verkauft, aber anscheinend war die Profitmarge eher dürftig. Möglicherweise werden wir von CA kein Alien-Spiel mehr zu sehen bekommen. Vielleicht gar nicht mal verkehrt - braucht es denn wirklich immer eine Fortsetzung?

Für Fans der Reihe, insbesondere der des ersten Films, mehr oder weniger ein Pflichtkauf. Für Fans des Genres definitiv interessant. Wer System Shock 2 mochte, wird die Atmosphäre auf jeden Fall lieben. Wer Gigers Xenomorphe allerdings lieber in Stücken sieht, sollte auf den neuen Aliens vs.Predator-Titel warten ...